In diesem Interview gibt Kristin Immenkemper, freigestellte Praxisanleitende im Domicil – Seniorenpflegeheim Heimfeld in Hamburg, Einblicke in ihren spannenden Werdegang in der Pflege. Sie erzählt, wie sie ursprünglich Grundschullehrerin werden wollte und schließlich durch Erfahrungen in der Pflege ihre Berufung fand. Erfahren Sie, wie Kristin ihren Weg zur Praxisanleitung gestaltete, welche Projekte sie heute erfolgreich umsetzt und warum die Arbeit mit Auszubildenden für sie täglich bereichernd ist.
Warum wollten Sie Praxisanleiterin werden?
Wie verlief Ihr Weg in den Pflegeberuf?
Ursprünglich wollte ich Grundschullehrerin werden. Aufgrund der vielen Besuche meiner Großeltern im Pflegeheim entwickelte ich den Wunsch, ein Praktikum in der Pflege zu machen. Ich absolvierte es während der Schulzeit, eineinhalb Jahre lang.
Viele meiner Freundinnen begannen damals eine Ausbildung als Gesundheits- und Krankenpflegerinnen, was mich zusätzlich motivierte, mich in der Pflege zu bewerben. Einen Ausbildungsplatz zu finden, war zu jener Zeit schwierig. Daher bewarb ich mich deutschlandweit bei Krankenhäusern. Das Angebot des Friederikenstifts in Hannover überzeugte mich. Dort absolvierte ich von 2006 bis 2009 meine Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin.
Wie haben Sie damals die Praxisanleitung erlebt? Welche Rolle hat sie für Sie gespielt?
Damals war die Ausbildung noch anders strukturiert. Die theoretischen Inhalte der Krankenpflege wurden in der Pflegeschule vermittelt. Den praktischen Teil der Ausbildungund den Theorie-Praxis-Transfer organisierten wir eigenständig, mit Unterstützung von Mentoren – erfahrenen, examinierten Pflegekräften, die einen rund fünfwöchigen Kurs absolviert hatten. Praxisanleitungstage oder festgelegte Anleitungszeiten gab es jedoch nicht.
Gab es eine konkrete Situation, in der Ihnen klar wurde, dass Sie die Qualifikation zur Praxisanleitenden anstreben möchten?
Nach meinem Examen beschäftigte ich mich mit der Einarbeitung neuer Mitarbeiter und der Anleitung von Auszubildenden. Gerade die Unterstützung der Auszubildenden beim Theorie-Praxis-Transfer bereitete mir Freude. So entstand der Wunsch, die Weiterbildung zu absolvieren.
Wie verlief der Prozess bis zur Erlangung der Qualifikation?
Im Dezember 2017 bewarb ich mich für die Weiterbildung. Aufgrund der vielen Bewerber erhielt ich erst für den Kurs im Januar 2019
Die Rolle der Praxisanleitung
Was sind die wichtigsten Aspekte einer hochwertigen praktischen Ausbildung?
In Bezug auf den Träger: Dass die weitergebildete Pflegefachkraft als Praxisanleitung freigestellt ist, sodass sie fester Ansprechpartner der Azubis sein kann. Zudem sollte ein Verständnis für die Wichtigkeit der Praxisanleitung seitens der Führungsebene und der Wohnbereiche vorherrschen. Die Praxisanleitenden selbst sollten durch Empathie, Verständnis, Flexibilität, Geduld, Strukturiertheit und Freude an der Wissensvermittlung überzeugen.
Wie verlief Ihr Werdegang nach der Weiterbildung?
Nach Abschluss der Weiterbildung arbeitete ich als Praxisanleitende in der Notaufnahme, bis ich schwanger wurde. Nach der Elternzeit setzte ich diese Tätigkeit auf einer Intermediate Care und Stroke Unit fort, ergänzend zum Klinikalltag. Ich führte die Anleitung der Auszubildenden neben meiner Arbeit am Patienten durch. Dennoch strebte ich eine Position als freigestellte Praxisanleitende an, um mich weiterzuentwickeln. Was sich im Domicil – Seniorenpflegeheim Heimfeld erfüllte.
Können Sie die Bedingungen erläutern, zu denen Sie Ihre Rolle als freigestellte Praxisanleitende ausüben können?
Die Gestaltung und Umsetzung der Praxisanleitung im Domicil wird sowohl von meinen Vorgesetzten als auch von den Wohnbereichen unterstützt. Zudem werden meine neuen Projekte stets positiv aufgenommen und erfolgreich umgesetzt. Im Gegensatz zur stationären Akutpflege kann ich mich als freigestellte Praxisanleitende in der stationären Langzeitpflege vollständig auf die Ausbildungsbelange konzentrieren, ohne in der direkten Bewohnerversorgung tätig zu sein. Dazu gehören die zehn Prozent Anleitungszeit der praktischen Ausbildung je Azubi sowie die Kommunikation mit den Pflegeschulen, Kooperationspartnern, der Einsatzplanung und dem Bewerbermanagement.
Welche Möglichkeiten hat man als freigestellte Praxisanleitung
Betreffen die umgesetzten Projekte auch die pflegerische Ausbildung?
Ja. Unter anderem habe ich für alle internen und externen Azubis einen Einführungstag und ein Frühstück etabliert, bei dem auch die erste Arbeits- und Lernaufgabe aus dem Ausbildungsplan bearbeitet wird. Außerdem eine Einrichtungs-Rallye, bei der die neuen Auszubildenden eigenständig
ihre Kolleginnen und Kollegen sowie die Räumlichkeiten der Einrichtung kennenlernen. Darüber hinaus werden sie nun auch an den digitalen Ausbildungsplaner QUESAP® (siehe S.46) herangeführt, der im letzten Jahr eingeführt wurde. Daneben arbeite ich intensiv daran, den Theorie-Praxis-Transfer durch neue Ideen interessanter und effektiver zu gestalten.
Inwiefern erfahren Sie Unterstützung durch Kolleginnen und Kollegen?
Mir werden viele Möglichkeiten geboten, um die Praxisanleitung durchzuführen und weiter zu entwickeln. Auch seitens der anderen interdisziplinären Bereiche gibt es viel Unterstützung. Die Zusammenarbeit gestaltet sich sehr positiv.
Gibt es bei DOMICIL Austauschmöglichkeiten mit anderen Praxisanleitenden?
Ja. Ich schätze besonders den regelmäßigen Austausch mit der zentralen Praxisanleitung, die stets beratend und unterstützend zur Seite steht und auch in schwierigen Situationen jederzeit erreichbar ist. Zusätzlich finden alle sechs Monate Praxisanleitertreffen statt, bei denen sich die Mitarbeitenden der verschiedenen Regionen vernetzen und Entwicklungen vorantreiben. Zudem hatte ich die Gelegenheit, in einer weiteren Hamburger Einrichtung Unterstützungseinsätze zu leisten und die Praxisanleitung für die Auszubildenden zu übernehmen.
Perspektive als Praxisanleitung
Welche Perspektiven stehen Ihnen als Praxisanleitung offen?
In meiner Einrichtung wurde mir die Weiterbildung zur Hygienefachkraft ermöglicht. Nun möchte ich weitere Weiterbildungen für die Praxisanleitung absolvieren, beispielsweise Basale Stimulation und das Bobath-Konzept. Mein langfristiges Ziel ist ein Studium der Pflegepädagogik.
Welchen persönlichen Mehrwert bietet Ihnen die Arbeit als Praxisanleitende?
Die Arbeit mit den Auszubildenden erweitert täglich meinen Horizont und bietet viel pflegewissenschaftlichen Input. Und durch die flexiblen Arbeitszeiten habe ich mehr Zeit für meine Familie.
Haben Sie Tipps für Pflegefachkräfte bei DOMICIL, die die Weiterbildung ebenfalls absolvieren möchten?
Sie sollten ihr Interesse an dieser Rolle der jeweiligen Einrichtungsleitung oder der verantwortlichen Pflegefachkraft mitteilen. Außerdem empfiehlt sich eine Hospitation bei einer Praxisanleitung, um einen Einblick in die Tätigkeit zu erhalten.